Von neuem Geld, alten Preisen und dem großen Bankrott
Veröffentlicht am 07.02.2015
Laufzeit:
1
Stunde
und
1
Minute
In der zweiten Sendung vom 31C3 war erneut ajuvo zu Gast. Mit ihm spreche ich über etwas, das in der kommunistischen Utopie gar nicht vorkommen sollte: Geld. Nach dem zweiten Weltkrieg führten die Besatzungsmächte in ihren Zonen kurz hintereinander jeweils neue Währungen ein. Wir begleiten den Aufstieg und Fall der "Ostmark", die im Gegensatz zur soliden D-Mark mehrere Inkarnationen durchlebte und wir sprechen über das Verhältnis der DDR-Bürger zu "ihrem" Geld. Abschließend werfen wir erneut einen Blick auf die Wendejahre und die mit ihnen verbundenen Umbrüche im Wirtschaftssystem. Wir wünschen gute Unterhaltung, viel Erkenntnisgewinn – und bitten, manche im Kongresstrubel verrutschte Jahreszahl zu entschuldigen.
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Moderation Zu Gast
Man möchte demjenigen, der neben euch den ganzen Podcast über seine Rede hält am liebsten ein dickes Bündel Geldscheine in den Mund stecken 😛
Sonst wieder eine sehr interessante Folge!
Im Hintergrund zu hören sind die Podcaster von “Wir. Müssen Reden” auf der Live-Bühne des Sendezentrums. Die Nähe zwischen Aufnahmetisch und Bühne bzw. Lautsprechern bringt in diesem Fall den Bonus “Zwei Podcasts in einem”. Beim nächsten Mal gibt’s wieder sauberen Sound (obwohl Auphonic schon viel gerettet hat!).
Lieber Staatsbürgerkundelehrer,
Wäre nicht auch ein Podcast mit Margot Honecker drinne? (ich täts mit crowddingsbumsen)
Sie ist ja immerhin auch Zeitzeugin.
Denkbar wäre ja auch Egon Krenz oder Heinz Kessler.
Das sind ja drei ganz heiße Eisen (Heinz Kessler musste ich auch erst mal nachschlagen). Interessant wäre das sicher, ich erinnere mich an das Fernsehinterview mit Margot Honecker und ich hatte danach den Eindruck, dass sie doch – wohlwollend gesprochen – eine sehr subjektive Sicht auf die DDR hat. Was natürlich zum Konzept des Podcasts passen würde. Ich grüble mal über die Idee und Deinen Vorschlag nach.
Schreibt doch mal, was ihr dazu meint.
Hallo, es war wieder eine sehr interessante Folge trotz des Gespräches im Hintergrund,was ich anfangs als sehr störend empfand und mehrmals abschalten wollte. Gratulation an deinen sehr kompetenten und wissenden Gesprächspartner ajuvo!
Noch ein paar eigene Anekdoten: Ich habe als Schüler in der Ferienarbeit in der DDR in zwei Wochen etwa 400 Mark verdient. Das war schon ein ganz guter Verdienst. Man sagte uns sogar, die Schüler hätten einen besseren Lohn als manche normale Arbeiter. Ich hatte zur Wendezeit also etwa 800-1000M gespart auf meinem Sparbuch. Dann kam gerade die Zeit als ich meinen Mopedführerschein machte. Das war zu DDR-zeiten auch sehr billig, aber man mußte lange warten auf einen Platz. Die Theorie (Schule- und Prüfung) war noch vor der Währungsunion und kostete mich nur 50 M (Ost) dann kam der 1.Juli 1990 und die Preise explodierten. Ich habe dann für die Praxis-Fahrstunden und Prüfung etwa 800 DM bezahlt und schwupps war ein Großteil meines ersparten Geldes schon wieder weg! Aber auch die Einkommen stiegen ja an. Die Lehrlingsentgelte in der DDR waren sehr niedrig, die lagen bei etwa 50-100 Ostmark, was ja auch reichte bei den billigen Preisen. Ein Platz im Lehrlingswohnheim kostete ja nur ein paar Mark und das Essen war auch ganz billig. Auf meinem ersten Lehrvertrag 1991 stand eine Ausbildungsvergütung von 260DM, als wir dann tatsächlich anfingen waren es schon 400DM und im vierten Lehrjahr haben wir mir etwa 1000DM Ausbildungsvergütung aufgehört.
Du hast die ursprüngliche Version nicht gehört – die veröffentlichte ist schon optimiert 🙂
Danke auch für Deine Geschichte – so was finde ich ja immer besonders interessant, um dem Thema noch mal ein paar andere Schlaglichter zu verleihen und ein Gefühl für den Wert des Geldes in der Wendezeit zu bekommen. Super!
Martin und ajuvo,
das habt ihr toll gmeacht! Also wenn der ajuvo erstmal auf ein Thema gelenkt ist, ist er unschlagbar! Tolles Spezialwissen locker und flockig rübergebracht. Podcast halt! 😉
PS: Shameless self plug http://www.Am-Mikrofon.de – “Interviews in freier Wildbahn” Da bigt es noooch mehr Atmo!
Danke fürs Lob – war bestimmt nicht die letzte Folge mit ajuvo!
Eins zu fünf Umtausch „unter Freunden“? Na ja – bei Geld hört die Freundschaft auf, sagt man… Ich habe mal zehn Mark Ost für fünf Mark West angenommen – unter Fremden. Weil ich mich sonst einfach geschämt hätte, bei Preisen deutlich unter fünf Mark für ein gutes Essen im Lokal. Im Frühjahr ´90 hat die Sparkasse in Lüneburg 100 Mark der DDR ganz offen für 10 DM am Schalter verkauft. Da galten in HO, Konsum, bei der Reichsbahn, an den Tankstellen – überall in der DDR – noch die alten Preise! Wer unverschämt genug war, konnte damit regelrecht plündern fahren, im Nachbarkreis Hagenow. ( Die Staatsbank selbst hat unter Druck dann 1 : 3 akzeptiert ). Übrigens: „Schon die Ausfuhr von einem Pfennig der DDR wurde bestraft“ – Kann ich nicht bestätigen. Ich habe übriggebliebene Münzen, so bis zu fünf Mark, immer wieder hin und her mit über die Grenze genommen. Das an der Grenze auch offen gezeigt und gesagt. Da gab es bei so kleinen Beträgen nie ein Problem. Das wurde freundlich toleriert.
Das war wieder mal eine interessante Folge, auch wenn es mir an ein paar Stellen widersprechen wollend in den Fingern juckte.
Da war einerseits die Summe von 6000 Mark, die zur Währungsunion 1:1 umgetauscht wurde. Das ist stark verkürzt. Ein Erwachsener konnte 4000 Mark zu diesem Kurs umtauschen. Die Ausnahme davon waren lt. Wikipedia Rentner, die tatsächlich 6000 Mark 1:1 umtauschen konnten und Kinder, für die 2000 Mark zu diesem Kurs getauscht wurden. Summen, die diese Grenzen überschritten, wurden für DDR Bürger zum Kurs von 2:1 umgetauscht.
Und da war noch die Bemerkung zu dem (sinngemäß, nicht wörtlich) “bisschen” Zinsen, die man für sein Sparbuch bekam. Gegenüber den heutigen Zeiten von Negativzinsen waren die in der DDR bei der Sparkasse gezahlten Zinsen von 3% oder 3,5% (80-er Jahre) doch vergleichsweise üppig.
Ansonsten sehr schön, auch trotz des Gebrabbels im Hintergrund. 🙂