SBK029 Post und Telefon

Von Warensendungen, Briefgeheimnissen und Knacken in der Leitung

Veröffentlicht am 02.11.2013
Laufzeit: 0 Stunden und 45 Minuten



Post und TelefonDas Westpaket ist vermutlich die bekannteste Assoziation, wenn die Sprache auf die Post in der DDR kommt. Natürlich reden wir in dieser Folge auch über die Überraschungen, die im Karton aus dem goldenen Westen kamen. Aber wir werfen auch einen Blick auf die klassische Briefpost, diskutieren die Frage, warum nicht alle über einen Telefonanschluss verfügten und wen man eigentlich warum anrufen wollte. Mit Blick auf die Überwachung durch die Staatssicherheit fragen wir uns dabei außerdem, ob und wie das Kommunikationsverhalten dadurch beeinflusst wurde und können uns auch einen kurzen Kommentar zum aktuellen Abhörskandal nicht verkneifen.

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17 Gedanken zu „SBK029 Post und Telefon

  1. Ich weiß nicht ob das daran liegt dass ich aus dem Schwabenland komme aber Plastiktüten wurden und werden bei uns auch aufgehoben. Bei unserem Dorfbäcker ist es auch üblich dass man seinen Stoffbeutel über die Theke reicht und die Brötchen ohne zusätliche Tüte in diesen getan werden.

  2. Weil ihr eben nach Themen gefragt habt … Was mich ja sehr interessieren wuerde, das waere das Thema „Auslaender in der DDR“.

    Ein paar Stichworte: Russen (resp. „Sowjetbuerger“), DSF, Algerier, Kubaner … Vietnamesen, Vertragsarbeiter, Internationale Solidaritaet, intl. Ferienlager, Vietnamkrieg, Chile, Griechenland, Dean Reed, Aurora Lacasa, Westgeldtauschmarkt, Prostitution, Solidaritaetsbeitrag, russische Brieffreundin …

    Ich bin selber in der DDR aufgewachsen, so anfaenglich in der Stolzenfelsstrasse in Bln.Karlshorst – im Russenviertel. Haben mit den Russenkindern die Hinterhoefe unsicher gemacht und sind „nach der Schlacht“ im Magazin in der Ehrenfelsstrasse russ. Konfekt einkaufen gewesen. Spaeter in Rostock, habe ich zusammen mit Vietnamesen in den Ferien beim VEB Jugendmode gearbeitet. In meiner Schulklasse gab es zwei Griechen …. Spaeter in der Lehre im Seehafen waren meine Kollegen ueberwiegend Algerier. Beim Studium hatte ich zahlreiche Kommilitonen aus Kuba und versch. afrikanischen Laendern. Na und dann kam ja auch schon die Wende.

    Es ist gibt heute so eine allgemeine Auffassung, dass die DDR Buerger niemals vor der Wende mit Auslaendern Kontakt haetten und die im Osten vorhandene Auslaenderablehnung eine reine Xenophobie waere. Das ist aber Quatsch – oder ?

    Seit ueber 10 Jahren wohne ich in Asien – bin also 24/7-Auslaender. Und da denke ich ueber dieses Thema natuerlich oefter nach. Insbesondere dann, wenn ich -wie sehr oft- in Vietnam bin und dort Freunde besuche, die ebenfalls ihre Jugend in Berlin verbracht haben. Wir raetseln heute noch, warum Vietnamesen in der DDR ausgerechnet „Fidschies“ genannt wurden. Ich habe auch auch heute noch ein sehr warmes Gefuehl, wenn ich an meine russische Brieffreundin denke, die irgendwann mit ihren Eltern zurueck nach Riga ging – und natuerlich Natascha hiess …

    Also wie gesagt, ich finde dieses Thema sehr spannend und vielleicht gelingt es ja auf dies auf die Podcast-Buehne zu heben.

    Sven

  3. Zu den Telefonverbindungen DDR – BRD wollte ich noch folgendes ergänzen:

    Dass man stundenlang auf die Verbindung warten musste, lag nicht etwa daran, dass die Stasi erst die Abhörgeräte verkabeln musste. Der Grund ist viel naheliegender:
    Wie das gesamte Telefonnetz der DDR waren auch die Telefonleitungen zwischen der BRD und der DDR technisch auf dem Stand vor dem Zweiten Weltkrieg. Somit gab es viel zu wenige Leitungen zwischen beiden Staaten und die waren natürlich ständig überlastet, daher die langen Wartezeiten.

    Dass es keinen Willen gab, die Anzahl der Leitungen zu erhöhen, ist natürlich nachvollziehbar. Man wollte den Kontakt zum Westen nicht weiter fördern und der Fokus lag ohnehin auf dem Ausbau des Netzes innerhalb der DDR. Und die Stasi bevorzugte die wenigen Leitung, denn eine größere Anzahl wäre schwieriger zu überwachen gewesen…

    • kann ich so bestätigen. Viel der DDR-Telefontechnik bestand noch aus Vorkriegstechnik, die natürlich analog und elektromechanisch mit http://de.wikipedia.org/wiki/Hebdrehw%C3%A4hler war. Einiges dieser Technik ist bei der Modernisierung direkt in die Museen gewandert wie z.B. die Ortsanlage von Limbach in die Orangerie nach Kassel ging. Je ferner das Ferngespräch desto weiter wurde es von Station zu Station weitergegeben – vom Ortsamt zum (Bezirks-) Endamt und überall zwischen den Vermittlungsstellen waren die Doppeladern begrenzt.

      Zum Thema Gemeinschaftsanschluss: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinschaftsumschalter der dies auf Hausseite bewerkstelligt.

  4. Zur visuellen Untermalung zum Thema kann ich einen Film empfehlen: Polizeiruf 110 „Verlockung“ http://de.wikipedia.org/wiki/Polizeiruf_110:_Verlockung spielt gänzlich im „Milleu“ eines DDR-Postamtes. Man sieht Inneneinrichtung, Uniformen und auch Betriebsabläufe in der DDR-Post, und das auch noch rel. „authentisch“ da es sich ja um einen DDR-Film handelt.
    Jetzt fällt mir auch noch ein hübsch illustriertes DDR-Kinderbuch dazu ein, es trägt den Titel „Briefe Päckchen Telegramme“. Darin geht es aber auch um allgemeine Postgeschichte. http://www.amazon.de/Briefe-P%C3%A4ckchen-Telegramme-Rainer-Crummenerl/dp/3358014479

    Übrigens habe ich auch festgestellt, dass man sämtliche DDR-Briefmarkenserien über die Wikipedia sich anschauen kann. Sehr interessant. Hier zB von 1988: http://de.wikipedia.org/wiki/Briefmarken-Jahrgang_1988_der_Deutschen_Post_der_DDR

  5. Leider habe ich die Folge Post und Telefon erst heute gehört, aber trotzdem will ich noch zwei Anmerkungen zum Thema Telefon machen.
    Was viele nicht wissen, ist, dass es an den DDR-Telefonen den „Stasi-Draht“ gab. Dieser bewirkte, dass bei aufgelegtem Hörer der Raum abgehört werden konnte. Das funktionierte so, dass über den Gabelumschalter diese Ader (war meistens grau) über das Mikro zur b-Ader geleitet wurde … d.h. also, man brauchte nicht unbedingt eine Wanze zu installieren. Vorraussetzung war, dass mindestens drei Adern in der Wohnung ankamen und die dritte Ader angeschlossen war. War die dritte Ader noch nicht in der Telefondose angeschlossen, schaltete man einfach den Anschluss ab und schickte, wenn der Kunde sich beschwerte, einen Techniker vorbei, der da „rumwerkelte“ und nebenbei den Drah anschloss.
    Des weiteren gab es Telefonanschlüsse, wo sich zwei Teilnehmer eine Leitung teilten (ich glaub das hieß Gemeinschaftsanschluß). Jeder hatte seine eigene Rufnummer, doch wenn der eine telefonierte, war beim anderen die Leitung tot. Das wurde vor allem in Gegenden eingesetzt, wo kaum Leitungen lagen (z.B. auf Dörfern … aber auch in Städten war das anzutreffen … meine Tante in Berlin hatte auch so einen Anschluß)

    • Vielen Dank für Deinen Kommentar. Heute vermutlich unvorstellbar, dass sich zwei „fremde“ Leute einen Anschluss teilen – der dann auch noch abgehört wurde!

  6. Ich bin erst heute zum Hören der Folge gekommen, somit auch erste jetzt ein paar Bemerkungen ;). Den von M.E. genannten Doppelanschluss kenne ich auch von meinen Großeltern. Sie hatten einen Landwirtschaftsbetrieb und teilten sich den Anschluss mit der Firma auf dem Nachbargelände. Nach der Wende wurden die Anschlüsse dann getrennt.

    Im September habe ich eine Führung im Fernmeldemuseum Dresden (http://www.ighft.de/) mitgemacht. Dort sieht man die Technik von damals noch in Aktion. Die Vermittlungsstelle für Dresden Mitte, die noch eine Weile nach der Wende in Betrieb war, kann man sich auch anschauen. Da sieht man mal das Ausmaß, dass ca. 25000 Anschlüsse verursachen können. Alle diese Anschlüsse hatten eigene Drähte vom Telefon zur Vermittlungsstelle. Die Knappheit an Anschlüssen dürfte sich zumindest auch zum Teil in dem extremen Aufwand begründen, der für mehr Teilnehmer nötig gewesen wäre. Ggf. lohnt es sich mal bei dem Verein, der das Museum betreibt eine Interviewanfrage zu stellen. Spannend wäre so ein Gespräch sicher. Ansonsten kann auch jeder mal in Dresden vorbeischauen :-).

    • Das ist wirklich eine gute Idee! Klingt in der Tat nach einem spannenden Interview. Ich nehme das man mit auf die Liste. Vielleicht schaffe ich es ja sogar dieses Jahr in die Ausstellung.

  7. Nochmal ein Bogen zur Reichsbahn-Folge. Die Züge hatten neben Gepäckwagen oft einen (besetzten) Bahnpostwagen mitgeführt, wo die Briefe während der Fahrt sortiert wurden. Deshalb befanden sich auch immer Postämter in Bahnhofsnähe – in größeren Bahnhöfen hatten sie sogar eigene Verladetunnel oder sogar eigene Gepäckbahnsteige.

    Das Öffnen der Briefe erfolgte über aufdampfen – der Dampf wurde auch gern mal mittels Ultraschallinhalatoren der Firma TuR (Transformatoren- und Röntgenwerk Dresden) durchgeführt, wie z.B. im „Leben der Anderen“ gezeigt

  8. Vielen Dank für diesen schönen und hochinteressanten Podcast. Ich bin erst vor kurzem darauf gestoßen und höre nun die alten Folgen nach.

    Zum Thema Post noch zwei Links
    – Wiedervereinigung der Post http://www.post-und-telekommunikation.de/PuT/Gastbeitrag_Postforum-Wiedervereinigung_Druckversion.php
    – Überwachung der DDR-Post durch den Westen https://netzpolitik.org/2012/uberwachungsstaat-ddr-postkontrolle-in-der-bundesrepublik/

    Viele Grüße

    Jkk

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