Die Anfänge des digitalen Zeitalters in der DDR beschäftigen meinen Papa und mich in dieser Episode.
Veröffentlicht am 01.12.2012
Laufzeit:
1
Stunde
und
0
Minuten
Die Anfänge des digitalen Zeitalters in der DDR beschäftigen meinen Papa und mich in dieser Episode. Wie ging der Arbeiter- und Bauernstaat mit den neuen Geräten um? Wo waren diese überhaupt verfügbar und wer konnte sie bedienen? In einer Stunde werfen wir einen Blick zurück in die späten 70er- und frühen 80er-Jahre des letzen Jahrhunderts, als die Disketten noch acht Zoll maßen und selbst programmierte Spiele mit schlechter Kollisionsabfrage halbe Förster durch den Wald irren ließen.
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Das im Podcast zitierte Dankschreiben an meinen Papa habe ich ebenfalls verlinkt.
Pingback: Vorhersage Samstag, 01.12.2012 | die Hörsuppe
Hallo,
sehr interessante Folge, mein Rechner in der Schule war auch der KC85 im PA-Unterricht 🙂 den SR-1 habe ich auch noch, aber leider ist das LC-Display mittlerweile angelaufen.
PS: der Link Taschenrechner ist falsch gesetzt.
Danke für den Hinweis, der Link ist repariert. Schade, dass der SR1 den Dienst quittiert hat, aber als Andenken würde ich ihn auch behalten.
Pingback: Vorhersage Sonntag, 02.12.2012 | die Hörsuppe
Meine Programmieranfänge fanden auf einem “LC 80” statt. Damals in der “Station Junger Techniker” in Gera. Für die jüngeren: Das war sowas wie ein Hackerspace 😉
PS: Kennt den LC80 noch jemand?
LC 80 – eine rechnende Leiterplatte. Es gab auch noch den https://de.wikipedia.org/wiki/Z_1013
Die Seite eines Bekannten:
https://www-user.tu-chemnitz.de/~heha/hs/kcemu/
Er meint, es gab zwar ziemlich viele Anleitungen zu Basic, aber kaum was zur hardwarenahen Programmierung mit Assembler.
Pingback: Podcastempfehlungen | murdelta
Zum SR1: Meines Wissens nach kostete der nicht 150,- M, sondern 123,- M. Aber nur, wenn man so einen Berechtigungsschein von der Schule hatte, den man zum Schuljahresbeginn der 5. oder 7. Klasse bekam. Der Taschenrechner war Voraussetzung für den Unterricht. Im regulären Handel kostete das Ding über 400,- M. Ich hab mir den Preis gemerkt, weil die Zahl 123 so einfach zu merken ist.
Wiki sagt: 123 Mark, 7. Klasse und der freie Taschenrechner sogar >800 Mark.
Da fällt mir noch was zum SR1 ein: wir waren wahrscheinlich die ersten Casemodder. Wir haben das Gehäuse aufgeschraubt und hinter das Display farbige, durchsichtige Folie geklemmt, so dass das Display nicht mehr grünlich, sondern gelb, blau oder rot wurde.
Danke für den Tipp, Habe ich auch im Moment nachgelesen – kläre ich noch mal “familienintern” ab. Nach oben schien der Preis da ja offen zu sein. Aber 123 Mark ist auch einfach schön eingängig!
Echte Bastler machen eben vor nichts halt! Tolle Ergänzung, dankeschön!
Hallo, meine ersten Begegnungen mit einem Computer hatte ich bei einem Schulfreund, etwa um 1987, er hatte über Westkontakte einen Atari 800 XL, ist etwa ähnlich C64, und viele Spiele. Ebenfalls kann ich mich erinnern, das ich mal bei einer Ausstellung des “Computerclubs Karl-Marx-Stadt” in den Messehallen am Schlossteich war. Dort war viel westliche Computertechnik aufgebaut, sogar schon Amiga, das war etwa 1988. Ich erinnere mich das auf einem Rechner das Spiel “Maniac Mansion” lief, falls das jemandem etwas sagt. Im gleichen Jahr wurde auch Informatikunterricht in der Schule eingeführt. Im Rahmen des ESP-Unterrichts mußten wir zur einer anderen Schule fahren als unsere heimatliche Schule, dort war im Keller ein Computerkabinett mit etwa 6 bis 8 KC87 eingerichtet. Wir lernten programmieren mit BASIC. Also schon recht fortschrittlich für DDR-Verhältnisse.
Eine gute Seite zum Nachlesen über das Thema findet man unter:
http://www.robotrontechnik.de/
Hallo Martin, wieder einmal eine sehr interessante Folge, die vom Thema her voll ins Schwarze getroffen hat. Danke!
Dein Vater hat sich doch gefragt, wie die C64 Computer in die DDR gelangt sind… Zum Beispiel ganz legal über den “Genex-Geschenkedienst”. Der Genex Katalog wurde im Westen angeboten, damit die dort lebenden Verwandten und/oder Bekannten Geschenke in die DDR machen konnten. Im Katalog gab es sowohl schwer beschaffbare DDR-Produkte als auch West-Produkte zu bestellen. Bezahlt wurde alles mit harter D-Mark.
Hier mal ein Katalog von 1986.
http://www.kraftfuttermischwerk.de/genex/genexkatalog1986.pdf
Auf der Katalog-Seite 41 ist der C64 samt Peripherie zu bestellen.
Ich freue mich schon auf die nächsten Folgen. Dein Podcast ist mittlerweile ein echtes Stück DDR-Zeitgeschichte.
Gruß und Respekt!
eltrash
P.S. Es gab neben den Heimcomputern in der DDR übrigens auch genau einen Arcade-Automaten und genau eine Spielkonsole (Pong-Klon). Das war zum einen der “Poly-Play” und das “Bildschirmspiel BSS 01” (550,- Mark). Das BBS 01 ist immer noch ein sehr beliebtes Sammlerstück.
Ein Klassenkamerad hat was ähnliches versucht: Nämlich mit einem Folienstift das Display bemalt. Leider sah das nicht so schön aus, wie vorher gedacht und er bekam es auch nicht mehr vernünftig ab 😉
Ja, stimmt! Es gab einen DDR Arcadeautomaten “POLYPLAY”. Jetzt erinner ich mich auch! Die standen meistens in FDGB Heimen. Ich kann mich an einen Pacman Klon erinnern namens “Hase und Wolf” und eine Art Tontaubenschießen. Kennt das noch jemand oder hat jemand weitere Infos? Mehr fällt mir nämlich gerade nicht ein, außer, dass ich viel viel Taschengeld in dem Automaten gelassen habe…. 😉
http://de.wikipedia.org/wiki/Polyplay
Chaosradio Express hat den Polyplay in der Sendung “Arcade Games” besprochen http://cre.fm/cre170 ziehmlich am Ende.
Meine Lieblingsfolge bisher (was am Thema und nicht der reinen Männerrunde liegt) 🙂
Dankeschön, uns hat’s auch Spaß gemacht. Aber die letzte Folge für dieses Jahr ist dann wieder in voller Bedetzung!
Die 123 Mark stimmen, danke für die Korrektur!
Dann halt noch mal 123 Mark für einen neuen Taschenrechner – oder doch den vollen Preis?
Klar, “Maniac Mansion” ist ein tolles Adventure (wir haben das sogar mal als Hörspiel aufgenommen), wie alle frühen Sachen von Lucasfilm Games! Ich glaube auch, dass in der DDR der Wille zur “Computerisierung” eher vorhanden war als die Mittel. Und ich glaube, die Zeit damals war überall noch eher vom Experimentiere geprägt und man sah eher die Chancen des Rechners als dessen “Risiken” – die wären dann vermutlich spätestens mit dem freien Internet auf den Tisch gekommen.
Super, dankeschön fürs Verlinken!
Dankeschön! Den Genex-Geschenkdienst hatte Eric auch schon mal erwähnt, ich kannte den ehrlicherweise gar nicht. Aber ist schon eine skurrile Idee – da gab’s sogar ganze Häuser zu “verschenken”.
[Kommentar entfernt – bitte diskutieren Sie / diskutiert sachlich zum Thema, pauschale Beleidigungen sind hier fehl am Platz. Danke, Martin Fischer]
Und noch ein Fundstück: Der MDR hat eine kleine Reportage über die Anfänge des VEB ROBOTRON und die Entwicklung des ersten DDR-Großrechners R300 online gestellt: http://www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/magazin/robotron162.html
Ich hatte leider erst jetzt Zeit den Podcast mal in Ruhe anzuhören. Hier meine Kommentare:
Der beschriebene “Computer der so groß war wie ein Schreibtisch” klingt mir sehr nach einem MC80: http://efb-1.de/c_mc80.htm
Ach und weiter oben hatte ich schon mal im Kommentar gefragt, ob jemand den LC80 kennt. Das ist das Teil, was Dein Vater im Podcast beschreibt. Dieser Selbstbau Computer bestehend aus Platine und Ledermappe. Diese Geräte hatten wir in der “Station Junger TEchniker” in Bieblach. Damit konnten sich einfache Programmierungen machen und es war mein Einstieg in die Computerwelt.
Danke, Eric, für die Ergänzungen und Erläuterungen. Dann warst Du ja auch bei der “digitalen Revolution” dabei!
Pingback: Zwei Podcasts, zwei Welten » koblow.com
Ach das Internet vergisst nie . . . naja oder doch. Ich weiß ganz genau das ich mir im Sommer letzten Jahres die komplette Doku ca. 1Stunde angeschaut habe! Nun ist Sie wie vom Erdboden verschwunden selbst auf Youtube . . . schade, da dieses wirklich sehr interesant war und sicherlich noch einen schönen Einblick gegeben hättte.
Gerade zum Punkte kopieren von Hard und Software.
Ja, wirklich schade. Wäre bestimmt interessant gewesen.
Wenn man genügend “Westgeld” hatte, konnte man sich Computer wie den C64 auch im Intershop kaufen.
Ich selber bin auf diesem Weg an meinen ersten Rechner, einen Sinclair ZX81 gekommen.
Ein Bekannte von mir hat sich dort einen Atari 800 XL gekauft.
Das war dann aber wirklich eine Investition! Was liefen denn da für Programme / Spiele drauf?
Auf dem Sinclair? Der war eher zum kennenlernen geeignet. Wirkich viel konnte man (bzw. ich 🙂 ) damit nicht anfangen.
Immerhin hab meine liebe Verwandschaft im nichtsozialistischen Ausland (grins) mir damals eine 16 kb Speichererweiterung zukommen lassen. 🙂
Der erste Computer, an den ich mich erinnern kann, war wohl ein KC87 – der stand im RFT-Laden in der Berliner Schönhauser Allee im Schaufenster.
Ganz in der Nähe davon gab es einen Kleinanzeigen-laden – der hatte nur Zettel mit Geboten und Gesuchen im Schaufenster. Dort gab es auch Angebote mit West-Computern – C64 und Co. Bei der Gelegenheit habe ich gelernt, dass “TM” Tausend Mark heißt. 5TM war eine gängige Preisangabe.
Meine Schul-Taschenrechner habe ich erst irgendwann 1989/90 bekommen – und es war kein SR1 (der im offiziellen Handel mit MR609 gelabelt war)! Es hieß, wir bekommen den neuen SR2 – auf dem Gerät, dass ich bis heute habe und das immer noch funktioniert, stand dann allerdings MR610. Ich habe mit diesem Rechner sowohl Abitur als auch Studium bestritten, denn die Programmierbare Taschenrechner waren in Klausuren und Prüfungen meist verboten. Wozu also was neues kaufen?
Das stimmt. Die neuen haben bestimmt auch aus “eins plus eins” “zwei” gemacht.
Aber fünftausend Mark war wirklich eine stolze Summe – zumal Computer damals ja auch noch kein “Muss” waren.
Ich habe 1986 im damaligem Karl-Marx-Stadt angefangen Mathematik zu studieren. Wir hatten als Nebenfach Informatik, ausserdem gab es schon einen Informatik Studiengang. Wahrscheinlich war das einer der Ersten.
Der Zugang zu den Computern war zwar reglementiert (1-2h pro Woche) aber doch halbwegs ausreichend. Wir hatten den CP1715 und ab und zu Zugang zu einen ROBOTRON Rechner mit einem UNIX Clone über VT Terminals.
Die Story mit der Mangelware Diskette kenne ich genau so. Wenn man Ost-Mark in D-Mark zu einem guten Kurs auf dem Schwarzmarkt tauschen konnte hat es sich gelohnt Disketten im Intershop zu kaufen und diese anschliessend im An&Verkauf wieder zu verkaufen.
Versuch’ das heute mal – da wirst Du keinen Gewinn mit machen. Im Ernst: Danke für den Kommentar. Dann bist du ja auch IT-Pionier – bist Du noch in der Branche tätig?
Zum dBase-Clone: Der wurde meiner Erinnerung nach Redabas genannt. Die Wikipedia sieht es auch so: http://de.wikipedia.org/wiki/Redabas
Die Geschichte von den Disketten kann ich dem Hörensagen nach bestätigen. Aus dem Intershop ging der Weg direkt in den A&V, und so wurden aus 16 Westmark schnell mal 800 Ostmark.
Bei Musikkassetten war die Situation ähnlich; vielleicht nicht ganz so spektakulär: Eine 60er Chromdioxidkassette von ORWO kostete glaube ich 30 Mark. Mein Opa hat den Zehnerpack no-name 90er für 10 DM aus dem Besuch im Westen mitgebracht.
Gegen Ende dieser Folge ist die Rede davon, wie relativ leistungsfähige westliche Computer in die DDR kamen, obwohl sie auf der COCOM-Liste standen, also ein Exportverbot bestand.
Zufällig habe ich damals mitbekommen, wie das lief: Der Vater eines Schulfreunds arbeitete für den VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ Mühlhausen (Hersteller der Kleincomputer KC 85/2 bis /4). Eines Abends, als ich meinen Schulfreund besuchte, kam sein Vater nach Hause und packte zu meinem großen Erstaunen einen nagelneuen IBM-PC aus. Den hatte er gerade im nahen Erfurt beim An- und Verkauf gekauft – im Auftrag seines Betriebs. Der Preis war 40.000 Mark der DDR, wenn ich mich recht erinnere. Der Gebrauchtwarenhandel wurde als genutzt, das Exportverbot zu umgehen.
Ich durfte noch zusehen, wie der Elektronik-Ingenieur den neuen PC ausprobierte. Das fand ich damals eher enttäuschend, weil das PC-DOS oder MS-DOS sehr spartanisch aussah und im Unterschied zum KC 85/3 nicht mal einen BASIC-Interpreter mitbrachte.
Hallo Liebe Zuhörer und macher dieses Podcasts,
ich bin ein späteinsteiger und höre sie der Reihe nach , deshalb hier mein Beitrag erst jetzt.
* In Dresden gab es bis zur Wende die Möglichkeit in einer Bibliothek Kassetten auszuleihen, die Computerprogramme enthielten. Dort war ein irrer Zulauf…
* Der KC85-3 wurde bei uns im Betrieb in der lehrausbildung eingesetzt zur Simulation von Steuerung für Drehmaschienen. Es gab also auch praktische Anwendungen – nicht nur spiele 😉
Es wurden damit technische Zeichnungen manuell eingegeben und daraus Steuerungsprogramme erzeugt, die eine Mashinen-Steuerung ermöglichte, die tatsächlich heute noch einsatz findet. Siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Computerized_Numerical_Control
* Für den KC 85 gibt es heute noch Emulatoren und auch Software.
http://emulators.klemund.com/kc85x/
http://www.fitzenreiter.de/kc85/kc85.htm
* Tim Pritlove hat in einem seiner CRE-Folgen die DDR “beleuchtet” und hier ebenso Themen zu Computern in der DDR angeschnitten:
http://cre.fm/cre160-ddr
Vielen Dank Martin & Lutz für diese Folge, die mich doch bewegt hat…
Auch jetzt, Juni 2021, immer noch eine spannende Folge. Viele Erinnerungen wurden wach. Ich hab mir (für rund ein Jahreslehrlingsgehalt 1800 DDR Mark) meinen ersten Rechner (Atari 800XL) im An- und Verkauf in Stahnsdorf geholt. Und dann an einen umgebauten schwarz/weiß Röhrenfernseher angeschlossen. Mittels selbstgebauter Platine konnte ich meinen KR650 als Datasette benutzen. Tolle und aufregende Zeit. Vielen Dank für die Folge.
Vielen Dank für Deine Erinnerungen an deine digitale Vergangenheit!