Weißensee

Heute Abend läuft um 20:15 im Ersten die letzte Folge der 2. Staffel Weißensee. In SBK030 wollen meine Eltern und ich über die Serie und die Darstellung der DDR darin sprechen. Und dafür würde uns sehr Euere Meinung interessieren: Wie fandet Ihr die Serie, die Charaktere, die Themen? Waren sie glaubwürdig? Gut dargestellt? Nachvollziehbar? Und wer die DDR noch selbst erlebt hat: Hat das so „gestimmt“, wie es in der Serie gezeigt wurde? Wir sind sehr gespannt auf Eure Rückmeldung! Entweder als Kommentar hier oder gerne auch als Audiokommentar via Audioboo. Markiert ihn einfach mit dem Hashtag #sbk, dann kann ich ihn unkompliziert finden. Wenn Ihr nicht mögt, dass Ihr in der Sendung zu hören sein könntet, sagt das bitte dazu. Außerdem findet Ihr uns auf Twitter, Facebook, Google+ und auf App.net.
Wir sind gespannt!

9 Gedanken zu „Weißensee

  1. Die Serie Weißensee war Unterhaltungsfernsehen auf hohem Niveau. Die Schauspieler haben teilweise eine brilliante Leistung hingelegt. Allen voran für mich Jörg Hartmann als intriganter Stasi-Major, ein „Wessi-Schauspieler“(!) und auch Uwe Kockisch als sein differenziert denkender Vater. Doch nicht umsonst haben zahlreiche Zeitungsartikel die Serie mit Dallas und Denver-Clan auf DDR getrimmt verglichen. Um einen guten Film zu drehen, muss man ganz große Emotionen wecken. Hier geht es um Liebe, Verrat, Lüge, Rache, Hass, Mitgefühl,Trauer, Geheimnis und Täuschung. Welche bessere Projektionsfläche hatten man haben können, als die STASI mit all ihren Abgründen, um all diese Verwicklungen, die großen Gefühle hervorzuzaubern? Deswegen ging es in dem Film nur um die STASI, als Dreh- und Angelpunkt, um große Geschichten zu erzählen. Nicht weil die DDR ein Stasi-Staat war, wenn schon war sie ein SED-Staat, weil die STASI als „Destillat“ ihrer schlimmsten Machenschaften, wie Zwangsadoption, IM und Bespitzelung als Bühne für das große Kino gebraucht wurde. Man hätte die ganze Geschichte auch um die SED erzählen können, dass wäre das ganze zwar etwas wirklichkeitsnäher, da die SED tatsächlich alle Lebensbereiche durchdrang, jedoch wäre die Geschichte dann nicht so spannend und drastisch erzählbar, es gäbe keine bunten Uniformen des Stasi-Majors, vielmehr langweile und trockene Partei-Sitzungen in der auch mal ein Mitglied gerügt oder gar ausgeschlossen wird?
    So bleibt als kritisches Fazit für mich: Als spannender Unterhaltungsfilm schön und gut, für jene Generation welche die DDR nicht aus eigenem Erleben kennen besteht die Gefahr, das WIEDER EINMAL, diese Zeitepoche im Osten Deutschlands nur auf STASI und Mauer redzuziert wird, wie schon in so vielen Filmen. (Wieviele Filme nach der Wende über die DDR gibt es denn wo Stasi und Mauer keine Rolle spielen???) Dazu habe ich für mich einmal die Frage gestellt: Wie viel Prozent der DDR-Bürger (oder meiner Familie) hatten in ihrem Leben denn wirklich Kontakt mit dem MfS? Und selbst wenn sie einmal mit dem MfS Kontakt hatten, wie viel Raum nahm diese Kontakt(e) in ihrer Lebenswirklichkeit und in ihrer Lebenszeit in der DDR ein? Die entstandene Antwort ist verblüffend und erweist sich als große Differenz zwischen dem im Film gezeichneten Bild und der eigenen erlebten Vergangenheit.

  2. Sehr spannende Serie, sehr aufwühlend und bewegend! Wunderbare Schauspieler. Gut gemachte Rückschau.

    Aber: Auch ich wünschte mir mal einen Film, der in der DDR spielt und mal das ganz alltägliche Leben in der DDR zeigen würde und nicht den x.ten Film über entweder Stasi, Flucht oder Mauertoten (nicht das das nicht schlimm ist, das unbenommen.)
    Es ist nicht, dass ich das verdränge, aber für viele sind das Themen, die haben sie in der DDR gar nicht erlebt, oder wenn, nur in einer sehr abgemilderten Form gestreift.

    Meine Befürchtung ist, dass die gesamte DDR auf diese Themen reduziert wird, dass Westdeutsche die DDR nur so kennenlernen und die DDR in ihrer Gesamtheit in dieser Aufarbeitung einfach unter geht. Der eine Teil ist gut aufgearbeit, der andere Teil des normalen Lebens fehlt völlig. Dafür bin ich Euch sehr sehr Dankbar, dass ihr das übernehmt.

    Und es wäre schön, wenn diese Meinungen nicht immer mit Ostalgie oder Schönfärberei oder Rosa-Rote Brille abgetan werden.

    Es ist auch wichtig, mit den DDR Bürgern (eben auch mal mit dem normalen Durchschnitts-DDR Bürger – der ja die breite Masse ausmacht) über ihre erlebte DDR zu diskutieren und auch mal eine Serie dazu zu drehen, denn nur so kann es eine echt Wiedervereinigung geben. (Sonst schreibt vielleicht Sarrazin demnächst ein Buch über die Parallelwelt der DDR Bürger. Vielleicht aber kommt dann mal eine umfassende Diskussion zustande. )

    Also, super Film, super spannend gemacht, super Schauspieler, aber bitte auch mal die anderen Seiten der DDR zeigen (heißt ja nicht, dass es gute Seiten sein müssen, kann ja auch mal eine Serie zur Produktion in den Betrieben mit Materialmangel etc. geben…

    Es wäre doch mal echt gut, wenn ihr mal jemanden finden würdet, der früher bei der Stasi war und sich vielleicht in dem Podcast zu Weißensee äußern kann (er braucht ja nicht seinen richtigen Namen zu nennen… wird schwierig, ich weiß). Es wäre doch mal richtig gut eine direkte Meinung aus dem Horch- und Guck-Lager zu hören. Jemand, der wirklich mal ehrlich erzählt.

    Liebe Grüße

  3. Bei der Recherche zu dem Film in diversen Foren, fand ich einen schönen Vergleich, den ich sehr treffend finde: „Weißensee“ sagt in etwa soviel über das wirkliche Leben in der DDR aus, wie ein „Tatort“ in wirkliche Arbeit bei der Kriminalpolizei zeigt.

    Besser kann man es nicht ausdrücken.

  4. PS. Wenn man etwas über das „normale“ Leben in der DDR erfahren will, sollte man eher auf alte Serien zurückgreifen, wie „Zahn um Zahn“, „Freunde übern Gartenzaun“ oder „Rentner haben niemals Zeit“.
    Aber auch Serien wie „Polizeiruf 110“ oder „Der Staatsanwalt hat das Wort“ sind näher an der Wirklichkeit und den alltäglichen Problemen der Leute, zeigen auch zahlreiche menschliche Schwächen und Abgründe ganz ohne Mauer und Stasi.

  5. Hallo ihr drei,

    ich hab die Sendung aus Zeitgründen noch nicht zu Ende gehört – wird aber in den nächsten Tagen auf dem Weg zur Arbeit noch passieren. Bis dahin, wo ich gehört habe, hattet ihr die Frage, wie man auf offene Stellen aufmerksam geworden ist. Bzw. Wie Jungendliche an mögliche Arbeitgeber herangeführt worden. Ich erinner mich noch gut an den „PA“ Unterricht (Produktive Arbeit). Hier musste man in der Produktion in wechselnden Unternehmen arbeiten. Ich war z.B. beim Geraer Wohnungsbau, bei Modedruck Gera und noch bei anderen. Außerdem gab es auch Ferienarbeit. Hier war ich in der Firma, bei der meine Mutter gearbeitet hat, beim VEB ELEKTRONIK Gera (jetzt ELECTRONICON GmbH). Da war ich in verschiedenen Abteilungen als Ferienjob. Von der Kondensatorfertigung, GERACORD Produktion bis hin zur Instandhaltung. Das war eigentlich ganz cool, obwohl wir immer die Ziele der eigentlich dort Beschäftigten weit übertroffen haben und deswegen Ärger bekommen haben 😉
    Vielleicht kommt das auch noch später im Podcast, ich höre gespannt weiter.

    Viele Grüße,
    Eric

    • Danke für die Tipps – „Meine freie deutsche Jugend“ war eines der ersten Bücher, die ich gelesen habe um festzustellen, dass es so etwas wie die „Dritte Generation Ostdeutschland“ gibt.

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