SBK035 Studium

Von Stipendien, Studienplänen und der richtigen Einstellung

Veröffentlicht am 08.03.2014
Laufzeit: 1 Stunde und 14 Minuten



StudiumWiderborstige Technik konnte uns nicht stoppen. In dieser Folge sprechen meinen Eltern und ich über ihr Studium in der DDR. Beide wollten Lehrer werden und haben sich so in Jena kennen gelernt. Ihr erfahrt, wie man zum Studium zugelassen wurde und welche Vorraussetzungen man mitbringen musste. Wir untersuchen den Studentenalltag und die Studieninhalte – fachspezifische und fachübergreifende. Und diskutieren über den Gehalt und die Qualität der Lehre in der DDR. Die kleinen Audiofehler in der Aufnahme bitte ich zu entschuldigen – die nächste Folge entsteht wieder mit bewährter Technik. Dennoch viel Spaß in unserem kleinen Hörsaal.

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Moderation
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Martin Fischer
Zu Gast

10 Gedanken zu „SBK035 Studium

  1. Hallo Martin,

    bin noch beim Hören …

    Was genau war denn das technische Problem bzw, welche neue Technik hat nicht getan?

    Gruß WC

  2. Ich möchte nur ein paar Gedanken dazu niederschreiben, wie gut oder schlecht es ist, wenn man Studiengänge stark durchstrukturiert und wie sehr aus meiner Perspektive als erste Generation Bachelor die durchklingende Kritik am aktuellen Studium noch zutrifft.
    – Ich kann mir vorstellen, dass es in unterschiedlichen Studiengängen unterschiedlich sinnvoll ist, stark zu strukturieren. So finde ich es beispielsweise sinnig, dass ein angehender Mediziner erstmal die Funktionsweise des menschlichen Körpers verstehen muss und entsprechende Grundkenntnisse nachweisen muss, ähnlich ist es bei Fachlehrern, wo beispielsweise durch Lehrpläne ja sehr deutlich wird, welche Inhalte man einem Schüler nahebringen können muss. Jetzt bin ich Sozialpädagoge, und da ist das eben nicht so möglich. Es ist ein breites Feld, von Arbeit mit kleinen Kindern über Migranten bis hin zu Senioren soll das Studium alles abdecken – da ist es für mich schwer vorstellbar, ohne eine Differenzierungsmöglichkeit sinnvoll ausbilden zu können.
    – Die große Wahlfreiheit aus BRD Diplom Zeiten gibt es seit der Umstellung auf Bachelor-Master faktisch nicht mehr. Die Studienverläufe sind stark durchgegliedert, es ist ziemlich fest eingeplant wann man was zu machen hat, Vorlesungen und große Seminare liegen fest, ich musste pro Semester im Schnitt 11 Veranstaltungen belegen und alle mit Klausuren, Referaten oder Hausarbeiten bescheinigen. Ich war noch relativ frei, weil ich beispielsweise im Bereich „aktuelle Methoden“ unter verschiedenen Methoden wählen konnte, bei anderen Studiengängen sieht das ganz anders aus.
    – Vor allen Dingen ist mir aber die Überlegung wichtig, was Universität und ein Studium als gesellschaftliche Institution eigentlich leisten soll. Heute hört man vor allem Stimmen die sagen, ein Studium soll einen möglichst komprimiert, schnell und passend auf einen Beruf vorbereiten, wichtig ist was die Wirtschaft braucht, in der Betriebswirtschaftslehre wird jedenfalls im Bachelorstudium sicherlich keine Zeit darauf verschwendet alternative Wirtschaftstheorien zu behandeln, die den aktuell prominenten „Liberalismus“-Ideen widersprechen und den Studenten dazu anregen, sich kritisch mit seiner Profession auseinanderzusetzen. Für mich ist die Universität aber vor allen Dingen eine Bildungseinrichtung, die dem jeweiligen Studenten die Fähigkeit an die Hand geben soll, sich kritisch mit Theorien und seiner Umwelt auseinanderzusetzen. Dazu ist es meiner Ansicht nach elementar wichtig, Dozenten auch widersprechen zu können, die Zeit zu haben sich mit anderen Theorien (in meinem Fall von Studierenden organisierten Ringvorlesungen) auseinanderzusetzen, einen eigenen Standpunkt und eine Haltung zu erlernen. Und eben auch zu lernen, sich selbst zu organisieren, für sich selbst festzustellen was einen im eigenen Fach interessiert, wo man Expertenwissen anhäuft, auf was man wie viel Motivation schmeissen möchte, wo man Prioritäten setzt. Meiner Ansicht nach ist das besonders in unserer Gesellschaft, in der lebenslange Arbeitsverhältnisse selten werden und Selbstständigkeit immer weiter in den Vordergrund tritt elementare Fähigkeiten.
    – Abgesehen davon empfinde ich die Universität für mich als den ersten Ort, an dem man wirklich intensiv Demokratie erleben, erlernen und erproben kann. Früher stärker noch als heute können Studierende beispielsweise sowohl darüber mitbestimmen, welche Professoren eingestellt werden sollen (schließlich können sie ja am besten beurteilen, ob man seinen Vorlesungen als Studierender folgen kann) als auch an den Studiengangsplänen mitarbeiten. Gleichzeitig ist es ihnen ganz einfach, sich in Fachschaften einzubringen und sich um benachteiligte Kommilitonen zu kümmern, unser AstA verhandelte beispielsweise über die Kosten des Bustickets für Studierende mit und konnte Härtefallbescheide ausgeben, man lernt sich einzubringen und damit auch etwas bewirken zu können. Zu meiner Bachelor-Studienzeit war der Druck so hoch, in 6 Semestern den Bachelor fertig zu bekommen (weil danach beispielsweise kein Bafög mehr ausgezahlt wurde), dass kaum noch jemand die zusätzliche Zeit hätte aufbringen können, sich an so elementaren Dingen zu beteiligen.Die Gremien wurden überwiegend von Leuten besetzt, deren Eltern kein Problem damit hatten, auch einige Jahre länger für das WG Zimmer aufzukommen. Die „heile überlieferte Welt“ der 90er Jahre existiert so in meiner Erfahrung nicht mehr.

    Liebe Grüße

    • Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar zur (Deiner) aktuellen Studienrealität. Gerade den Punkt „Erlernen von kritischer Reflexion“ kann ich nur unterstreichen – Wissen kann man (fast) überall anhäufen, die Art, das Erfahrene zu verarbeiten und dann wieder umsetzen zu können, ist aber auch aus meiner Sicht ein elementarer Bestandteil, der im Studium vermittelt werden sollte.
      [mf]

    • Das kann ich auch nur Unterschreiben. Ich fande das immer etwas befremdlich da es ja mehrmals angeführt wurde das damals das Studium durchgezogen wurde und nicht wie „Heute“ Semester ausgesetzt oder Abgebrochen werden.

      mfg

  3. Hallo Ihr Lieben, die Erinnerung an die Sprachprüfung war ja der Knaller. Ich habe gleich nachgeschaut. Ich hatte die erste 1983 (Phoniatrische Bescheinigung – Stimm-Sprach-Tauglichkeit). Sie wurde ausgestellt mit dem Hinweis „Stimme tief gebrauchen“ und „Auf deutliche S-Bildung achten“. Das war, wie ich an der Zeit jetzt sehe, direkt vor dem Diplom-Lehrer Studiengang, während des Abiturs. Dann gab es noch eine Stimmeignungsuntersuchung am Ende des Studienganges 1990 (das war ja nun schon nach der Wende, ist mir jetzt auch erst so bewusst geworden). Was sollte die späte Stimmprüfung überhaupt, hat man dann fünf Jahre Lehramt studiert und dann sagte jemand April April, sie dürfen nicht unterrichten, wegen ihrer Stimme? Ich kann mich noch an die unterschwellige Angst erinnern, als ich dort hinmusste.
    Mein Studium lag ja in der Wendezeit. Es war auf dem Plan sicher verschult, aber in der Praxis gar nicht. Es gab nur eine Vorlesung, bei der man tunlichst anwesend sein sollte, der Professor hat es sehr genau genommen. Es gab viele Fächer, zu denen wir gar nicht gegangen sind und uns nur die Unterlagen besorgt haben.
    Macht weiter so. Bin gespannt auf die nächsten Folgen. Viele Grüße!

    • Danke für Deine Erinnerung – zur zweiten Stimmprüfung bist bestimmt nicht nur Du mit einem mulmigen Gefühl gegangen. Nach den all Jahren Studium möchte man wirklich nicht hören, dass es an der eigenen Stimme scheitert. Dass da aber generell überhaupt Wert drauf gelegt wird, ist ja prinzipiell mal nicht so unklug – wird so was heute auch noch ähnlich praktiziert?

      • Gute Frage, ich habe mal gegooglet, z.B. will Leipzig eine Stimmprüfung vor dem Lehramtsstudiengang schon in der Bewerbung. Vor dem Studium ist das ja auch wirklich sinnvoll. Ich glaube nicht, dass es noch Stimmprüfungen am Ende des Studiums gibt, aber ich weiß es nicht … Muss auf die Berichte meines Patenkindes warten, … sie wird auch Lehrerin…

  4. Was ich noch von meinem Vati erfahren habe – die Endnote durfte nur einen Grad besser sein als die Note in ML

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