SBK010 Bücher

In dieser Ausgabe – dem zweiten Teil unserer Medienreihe – sprechen wir über Bücher in der DDR.

Veröffentlicht am 29.09.2012
Laufzeit: 0 Stunden und 39 Minuten



BücherIn dieser Ausgabe – dem zweiten Teil unserer Medienreihe – sprechen wir über Bücher in der DDR. Uns beschäftigen die Auswahl an Autoren und Titeln, die es zu kaufen und zu leihen gab und wir stellen einige populäre Buchreihen vor. Außerdem diskutieren wir über die Lesekultur und -förderung und unsere Lieblingsbücher kommen ebenfalls zur Sprache.

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Moderation
Zu Gast

Wer in die erwähnten Bücher reinlesen möchte, kann bei Amazon mal stöbern (ein paar Cent fallen pro Bestellung über diese Links für den Podcast ab, für Euch kosten die Artikel aber stets dasselbe):
Der Zauberer der Smaragdenstadt
Menschen wie Götter
Die neuen Leiden des jungen W.
Erzähl mir vom kleinen Angsthasen: Die schönsten Kindergeschichten der DDR

16 Gedanken zu „SBK010 Bücher

  1. Pingback: Vorhersage Samstag, 29.09.2012 | die Hörsuppe

  2. Meine Kommentare zu der Folge gibt es ja in Audioform im Stabi-Podcast über „Kino in der DDR“ zu hören. Aber damit es aktuell bleibt hier mal ganz kurz:
    Die Schullektüre wurde hier etwas pauschal als nicht so besonders abgetan. Ich fand z.B. „Die Abenteuer des Werner Holt“ Band 1 ziemlich gut. Der 2. Band war dann eher nicht so besonders. Auch „Im Westen nichts neues“ fand ich ziemlich gut und über „Robinson Crusoe“ habe ich auch mal eine Schularbeit geschrieben (dazu mehr in dem folgenden Podcast im November).

    Zum Thema Weitergabe von Westliteratur: Bei uns kursierte damals in den 80ern eine abgetippte Kopie von Ian Flemings „James Bond: Goldfinger“ die wir wiederum auch mit Durchschlagpapier abgetippt haben und die Durchschläge an andere weitergegenen haben. Ausführlicher dann in Audioform im DDR Kino Podcast hier auf dieser Welle…

  3. Danke für die Ergänzung – und den Vorgeschmack auf die Kino-Folge. Die Robinson- und James-Bond-Geschichte sind beide wirklich erzählenswert (und werden ja bald auch erzählt!).

  4. Es gab in der DDR etwa 77 Verlage, davon auch einige private. Die großen Verlage haben im Jahr mehrere hundert Titel neuverlegt, bzw. Nachauflagen verlegt. Leider sind 90% der DDR Verlage mit der Wende verschwunden, da diese von West-Verlagen aufgekauft wurden.

    Das viele Bücher nur schwer zu bekommen waren, lag ua. daran, dass wie alles in der DDR, das Papier pro Verlag fest kontingentiert war pro Jahr. Dazu gab es eine Papierkommission beim ZK der SED, welches die Papiermengen pro Verlag und Jahr festlegte. Das war zugleich ein Steuerungsinstrument der SED um die Literaturindustrie in die gewünschte Richtung zu lenken und zu leiten. Ein weiterer großer Unterschied zu heute ist auch, dass das unternehmerische Risiko voll beim Handel lag und nicht beim Verlag.

    Kochbücher gab es in der DDR entgegen der Darstellung im Podcast schätzungsweise 50 bis 100. Der Aufwand diese alle zu sammeln, steht auf einem anderen Blatt Papier. Erwähnenswert ist auch noch dass eine beträchtliche Anzahl von Büchern aus anderen RGW-Ländern in Deutsch importiert wurden.

  5. Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar und die Ergänzungen – gerade bei den Kochbüchern lagen wir wohl daneben. Im Nachgang der Sendung bin ich auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung noch über eine umfangreiche Publikation mit dem Titel „Buch und Lesen in der DDR“ aufmerksam geworden: http://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/55733/buch-und-lesen-in-der-ddr Liegt bereits hier und nehme ich demnächst mal in Angriff. Stolze 440 Seiten lesen sich aber nicht so schnell weg. Bei Gelegenheit werde ich im Podcast mal drüber berichten.

  6. Für ein tiefgründigeres Studium der Hintergründe lohnt sich auch ein Blick hierein: http://download.philfak2.uni-halle.de/download/medienkomm/halma/halma16.pdf

    Literaturplanung -kontrolle und Steuerung durch die SED

    Ganz klar zeigt sich der grundlegende Unterschied zwischen beiden Systemen: In der DDR wurde in den sechziger Jahren eine einheitliche Planung und Leitung des Literatursystems eingerichtet. Die SED hatte den Anspruch durch die Literatur „eine soziale Entdifferenzierung und kulturelle Homogenisierung der Gesellschaft herbeizuführen,“, gleichwohl gab es „die Autonomisierung gesellschaftlicher Systeme, und der Eigendynamik soziokultureller Bereiche“.

  7. Ich habe in den 1970er Jahen in Gießen/Hessen in einer Buchhandlung Fachbücher für Chemie und Physik für den Schulunterricht gekauft. Diese Bücher haben mir am Gymnasium sehr geholfen.

    Die Bücher waren aus einem VEB ? in Leipzig. Die Buchhandlung hatte sich auf Fachbücher aus der DDR spezialisiert und hatte vor allem Studenten von der Universität und Fachhochschule und viele Schüler als Kunden.

    Die Fachbücher aus der DDR wurden sehr gelobt und waren auch ausführlicher als die „West-Bücher“ an den Schulen.

  8. Ich fand damals in der DDR die Jugendbuchreihe „spannend erzählt“ sehr gut. Habe auch heute noch mehr als 20 Ausgaben davon.

    Ich weiß noch gut, das damals auch Karl May in der DDR verboten war.
    Mein Vater hat dann viele Karl May Bände bei seinen Besuchen in der „BRD“ mit zurück gebracht

  9. Und ich denke, in den Naturwissenschaften waren die Lehrbücher auch um Welten weniger ideologisch als z.B. im Fach Staatsbürgerkunde. Mechanische Konstanten und die Grundlagen für Wasserstoffbrücken waren auf beiden Seiten der Mauer identisch.

  10. Danke für diesen großartigen Podcast. Da Lesen eines der wenigen Dinge war, die man in der DDR ausgiebig tun konnte (wenn auch eingeschränkt) war es auch eines meiner großen Steckenpferde. Deswegen hier ein paar Anmerkungen.
    Ein paar kleine Korrekturen:
    – Isaac Asimov gelangte im Alter von 3 in die USA und zählt deswegen nicht als Russe 🙂
    – Es gab durchaus westliche Sci-Fi zu kaufen. Besonders dann, wenn sie den Kapitalismus kritisierte. Gutes Beispiel: Herbert W. Franke mit „Ypsilon Minus“. Eine komplette Übersicht der Sci-Fi Literatur der DDR lässt sich in den 80er Jahre Sci-Fi Kompendien „Lichtjahr…“ finden. Ohne, daß ich jetzt nachschlagen möchte: ein Teil beinhaltet eine Liste ALLER (zum Zeitpunkt der Drucklegung des Lichtjahr Bandes) in der DDR erschienenen westlichen Sci-Fi Veröffentlichungen.
    – Es gab sowohl DDR-Veröffentlichungen von aktuellen West-Autoren (Grass, Eco…) als auch „echte Westbücher“, wie die aus dem Diogenes Verlag bpsw. (Chandler, Bradbury etc.)
    – Karl May war keineswegs verboten, wie auch einer der Kommentatoren oben behauptet. Einfach mal google Bildersuche „karl may ddr ausgabe“ … Und die Bücher gab es wirklich in den Buchhandlungen, ich habe sie nur nicht gekauft. Meine Wild-West-Referenz war DDR-Autorin Welskopf-Henrich mit „Die Söhne der großen Bärin“

    Soweit zu den Fehlern die mir auffielen. Leider wurden ganz große Buchreihen nicht erwähnt. Natürlich sind die Podcast-Macher keine Fachleute, deswegen kann man keinen Vorwurf machen. Als ganz bekannte Serien, an die sich jede Leseratte erinnern wird, möchte ich nennen:

    Die Regenbogenreihe, akzent, NL konkret, Spannend erzählt, ex libris, DIE, Kompass, SF-Utopia

    Grüße,
    Stephan (43)

    • Danke für Deine Ergänzungen und Korrekturen. Das ergänzt die Folge auf jeden Fall! Kannst Du noch ein paar Infos zu den Buchreihen geben bzw. wo setzten diese ihre Schwerpunkte? Oder hast Du noch einen Link, der das schön erläutert?

      • Einen Link habe ich nicht, aber meine Erinnerung gibt einiges her 🙂

        Die „Regenbogenreihe“ waren kleine Hardcover in weiß über deren oberen Rand sich ein Band in Regenbogenfarben zog. Es waren Sachbücher für junge Menschen (8-12) die sich jeweils einem Thema widmeten.
        „akzent“ waren Taschenbücher, die man als Pendant zur Regenbogenreihe ansehen könnte, aber eher für ältere Teenager (14+)
        „NL konkret“ dienten der politischen Bildung, kamen aus dem Verlag Neues Leben und haben sich oft kritisch mit „West-Phänomenen“ auseinandergesetzt (Aberglaube, Jugendkulturen etc.)
        „Spannend erzählt“ waren billige Abenteuerbücher im Hardcover – auch SciFi – von DDR Autoren.
        „ex libris“ war eine ziemlich hochwertige Reihe im Hardcover mit glänzendem Schutzumschlag, in der Romane vor allem ausländischer Autoren veröffentlicht wurden. Ich erinnere mich an Ausgaben zu Kafka, Sartre, Golding (Herr der Fliegen)
        In der DIE-Reihe wurden Krimis veröffentlicht, vorwiegend oder ausschließlich von DDR-Autoren. Es waren kleine Taschenbücher in dunklem Lila, auf denen meist ein düsteres s/w Bild prankte.
        Kompassbücher waren billige Taschenbücher. Während bei Reclam eher Klassiker erschienen, gab es bei Kompass durchaus Modernes auch von westlichen Autoren. Fokus lag aber auf eher leichter Kost.
        SF-Utopia war eine Sci-Fi Buchreihe im Taschenbuchformat. Hier erschienen ausschließlich fantastische und Sci-Fi Romane vorwiegend von DDR Autoren. Aber auch Ausnahmen wie „Frankenstein“ von Mary Wollstonecraft-Shelley erschienen hier.

    • Die grünen Bände von Karl May sind aber alle aus den späten 80ern, vorher gab es May nicht zu kaufen weil nicht erwünscht.

  11. Noch eine verspätete Ergänzung: Man konnte Bücher auch schon vor dem Erscheinen bestellen. Es gab einen „Vorankündigungsdienst (VD) des Buchhandels“.
    http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Vorank%FCndigungsdienst
    Dieser konnte zumindest in größeren Buchhandlungen eingesehen werden. Ich habe dies regelmäßig gemacht und mich interessierende Bücher vorbestellt (ca. ein Vierteljahr vor der Lieferung, machmal dauerte es auch ein halbes oder ganzes Jahr). Dadurch bin ich an Bücher gekommen, die es üblicherweise nicht bis in die Regale schafften (z.B. Motor-Jahr oder andere Autobücher, ebenso DDR-Ausgaben von Westbüchern).

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