Kunstfreiheit

Vom Menschsein, der Suche nach Antworten und dem Ringen um Wahrhaftigkeit

Veröffentlicht am 01.02.2020
Laufzeit: 3 Stunden und 31 Minuten



KunstfreiheitDie erste Episode in 2020 führt mich in meine Geburtsstadt Weida. Dort habe ich den Künstler Horst Sakulowski getroffen, der dort seit 1967 lebt und arbeitet. Im Gespräch folgen wir seinem Leben entlang der Bilder und Werke, die er geschaffen hat und mit denen er einen genauen Blick auf die menschliche Existenz wirft. Im Spannungsfeld zwischen freier Kunst und Kunstbetrieb der DDR schafft Sakulowski Bilder wie “Portrait nach Dienst” oder “Das Telegramm”, die das Leben im Land und die Konflikte seiner Bürger:innen thematisieren. Neben seiner Kunst sprechen wir auch über die praktischen und sozialen Aspekte des Künstlerberufs in der DDR – von der Ateliersuche über die Gemeinschaft mit anderen Künstler:innen bis hin zu seinen humorvollen “Ausstellungen aus der Schublade”. Ein langes, vielschichtiges Gespräch erwartet Euch mit viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren. Wir freuen uns auf Eure Kommentare.

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7 Gedanken zu „Kunstfreiheit

    • Lieber Zeitfixierer,
      danke für Deinen Kommentar. Die aktuellen Entwicklungen um Uwe Steimle waren mir zum Zeitpunkt der Aufnahme tatsächlich nicht klar. Ich identifiziere mich auf keinen Fall mit Steimles Aussagen und Äußerungen, wie sie berichtet worden, und unterstelle auch meinem Gast, dass er diese Sichtweise nicht teilt. Die Haltung von Horst Sakulowski aus dem Christentum und Humanismus kamen für mich sehr deutlich raus, daher habe ich die Stelle auch drin gelassen. Ich kann nicht sagen, inweiweit Herr Sakulowski die Aussagen Steimles kannte. Ich kannte Steimle ebenfalls aus seiner Arbeit im „Polizeiruf“ und als Kabarettist und tatsächlich als „kritischen Beobachter“. Die aktuellen Entwicklungen finde ich sehr bedenklich und würde unter diesen Vorzeichen seine Rückkehr ins Fernsehen nicht begrüßen.

  1. Das ist leider eine Folge, die mich mit zunehmender Spieldauer immer mehr verärgert hat. Ich möchte das gerne auch etwas näher begründen.

    Herr Sakulowski zeigt sich am Anfang über die Tatsache erstaunt, dass er zu den „Reisekadern“ gehörte. Trotz Westverwandschaft, was diesen Umstand noch bedeutsamer macht. Um dann den ganzen Podcast das Hohelied auf die DDR und den Sozialismus zu singen, der – natürlich! – nur leider wieder einmal falsch gemacht wurde. Die Lebenslüge aller Linken nach zig Versuchen in über 100 Jahren mit Millionen von Toten. Funktioniert hat es ohne Unterdrückung und Unfreiheit nirgendwo. Und was sind denn die von ihm so besonders gewürdigten sozialen Dinge wie ein kostenloses Gesundheitssystem wert, wenn sie nur auf Pump und mit dem Ruin einer ganzen Volkswirtschaft bezahlt werden?

    Punkt 2. Seine abschätzigen, ja fast schon gehässigen Bemerkungen über den heutigen Kunstbetrieb und -markt. Nein, ich verstehe auch nicht alles, was beispielsweise ein Damien Hirst macht und was da für Preise aufgerufen werden. Aber das war seinerzeit weder bei Jackson Pollock oder noch früher bei Pablo Picasso anders. Unverständnis gehört zur Kunst. Sich darüber zu erheben ist nur noch einen Fußbreit vom Urteil der „entarteten Kunst“ entfernt. Das hatten wir schon zweimal. Bei den Nazis und bei Stalin. Gerne noch einmal zum Stichwort „Formalismusstreit“ nachschlagen.

    Das bringt mich zum nächsten Punkt. Jemandem, der sich so offensichtlich mit dem System arrangiert und von ihm – eventuelle Stasiüberwachung hin oder her – auch profitiert hat, ausgerechnet als Zeitzeugen zu einem Podcast mit dem Titel KunstFREIHEIT (Hervorhebung von mir) zu machen, bereitet mir Unbehagen. Wäre es nicht viel spannender gewesen, quasi als Gegenpol noch mit jemandem zu sprechen, dessen Kunst in der DDR unerwünscht und nur im Untergrund möglich war? Denn das gab es auch und aus diesem Gegensatz hätte eine interessante Debatte zum Thema „Kunst in der DDR“ entstehen können. So war es leider nur ein überlanges „früher war alles besser“. Die Freundschaft zu Querfront-Steimle war da nur noch der „krönende“ Höhepunkt. Und was das extra hervorgehobene Schlusszitat angeht: Würde man diese Worte über die Zeit des 3. Reichs kommentarlos passieren lassen. Ich kann mir das nicht vorstellen…

    Lieber Martin, ich höre diesen Podcast seit mehreren Jahren. Ich weiß, dass du kein ausgebildeter Journalist bist und wie viel Herzblut in diesem Projekt steckt. Aber ich würde mir manchmal etwas mehr kritisches Nachfragen wünschen. Ich weiß, wie schwer das fällt, vor allem, wenn man deutlich ältere oder wie im Falle von Herrn Sakulowski sichtlich gesundheitlich angeschlagene Menschen vor sich hat. Aber es würde meiner Meinung nach die Qualität des Podcasts heben. Der nie ein DDR-Verherrlichungs-Objekt war. Aber dem eine etwas sorgfältigere historische oder wissenschaftliche Einordnung gut täte.

    Noch als Linktip:

    https://www.dw.com/de/ddr-kunst-geht-weit-%C3%BCber-staatskunst-hinaus/a-50290341

    Beste Grüße aus Sachsen,
    Roald

    • Lieber Roald,
      vielen Dank für Deinen Kommentar, den ich gerne beantworten möchte.

      1.) Horst Sakulowski sagt im Gespräch selbst, dass er nicht beantworten kann, nach welchen Kriterien Reisekader ernannt wurden. Hier lohnte sich vielleicht tatsächlich noch mal eine Recherche, bzw., wenn hier ein:e Hörer:in mehr weiß, freue ich mich über die Information. Ich möchte aber dennoch differenzieren zwischen dem idealistischen Anspruch der Generation Sakulowskis, nach dem Naziregime ein neues Gesellschaftssystem aufzubauen und einer idealistischen Verblendung oder dem Totalitarismus des Stalinterrors. Und auch heute noch kann ich Menschen zugestehen, dass sie sich positiv an einzelnen Aspekte der DDR erinnern (wie eben das – oft auch marode – Gesundheitssystem), ohne den unterdrückenden Charakter des Systems herunterzuspielen.
      2.) Ich glaube – und das wird auch deutlich im Gespräch –, dass Sakulowski hier nicht im Sinne einer „entarteten“ Kunst argumentiert, sondern sich in seinem Ansatz bewusst auf die Meister vor ihm beruft und darauf aufbauen und weiteretnwickeln will. Gerade seine surrealstischen Bilder im Duktus eines barocken Gemäldes halte ich für überaus modern sowohl in Form als auch Aussage. Sicher sieht jeder manche moderne Kunst anders oder weniger kritisch, seine Kritik bezog sich für mich beim Hören eindeutig auf die Diskrepanz zwischen dem Werk und dem „Wert“ der Kunst (hier könnte man dann wieder schön über den „Einheitspreis“ der Kunst in der DDR diskutieren, was wir ja auch gemacht haben.)
      3.) Einen „Untergrundkünstler“ einzuladen halte ich für eine spannende Idee und freue mich auf Vorschläge von Dir und anderen Hörer:innen – dass Sakulowskis Kunst aber durchaus nicht anbiedernd war, haben wir glaube ich ganz gut herausgearbeitet und lässt sich auch in seinen Bildern sehen. Die Aussage um Uwe Steimle (dessen jüngste Aussagen ich wie oben beschrieben nicht teile) habe ich im obigen Kommentar beantwortet. Das Schlusszitat sagt meiner Meinung nach nichts darüber aus, wie diese Erinnerungen zu bewerten sind und wie sie historische einzuordnen sind. Ich habe nicht den Anspruch, mit dem Format Oral History (und darauf bezog sich das Zitat) eine Wahrheit herzustellen, die sich anhand der Meherheit von Erinnerungen ablesen lässt. Hier ging es darum zu sagen: Die Menschen, die sich noch erinnern können, sollen ihre Erinnerungen teilen und dann muss man diese bewerten und einordnen.

      Ich gebe Dir recht, dass die Einordnung und Gewichtung dieser Berichte noch eine stärkere Rolle im Podcast bekommen könnte und sollte. Daher danke ich Dir für die „scharfe“ Kritik und die Anregung, die ich auch umsetzen möchte. Gleichzeitig würde ich Dich bitten, mit meiner Antwort im Kopf, die Passagen noch einmal zu hören, die Dich gestört haben. Ich glaube, – wiederrum ohne das System DDR verherrlichen zu wollen –, dass Du einige Grautöne ausblendest. Ja, Horst Sakulowski war ein Künstler in der DDR und hat sich engagiert. Aber er war aus meiner Sicht kein Systemkünstler.

    • Sozialismus /DDR: Horst Sakulowski hat im Interview durchaus deutlich gemacht das es um eine Idee von gesellschaftlichem Zusammenleben geht, an der man festhalten und arbeiten kann . Kritikpunkte hat er ebenfalls genannt. Bei der Größenordnung des Themas ist es nicht möglich in kurzen Sätzen ausführliche Erläuterungen zu geben, da es ja auch um das künstlerische Werk Sakulowskis geht. Ich bin mir sicher, dass es im intensiven Gespräch bzgl. der DDR verständlicher werden würde. Darüber hinaus sollte es legitim sein, Kritik an der BRD /Kapitalismus zu üben, insbesondere wenn es um den Ablauf der Wiedervereinigung geht. Selbstverständlich wäre es vermessen BRD und DDR in ihren Fehlern gleichzusetzen, aber ein Schwarz/Weiß Verständnis sollte den Grauwerten an der einen oder anderen Stelle weichen können.

      Bzgl. des Kunstbetriebs verhält es sich ähnlich. Sich zur Tatsache zu äußern, dass zweistellige Millionenbeträge zuweilen eher im oberen Bereich gezahlt werden, sollte eigentlich nachvollziehbar sein. Gleichwohl ich strickt dagegen wäre Preisen Grenzen zu setzen (wer sollte berechtigt sein sowas zu bestimmen) ist es durchaus sinnvoll hierzu ein Statement abzugeben. Auch andere Künstler wie z.B. Gerhard Richter tun dieses.

      DDR/Kunstfreiheit: Ich sehe es auch so, dass die Einschränkungen inclusive Bedrohungen usw. verschiedener Künstler in der DDR nicht unerwähnt bleiben dürfen. Horst Sakulowski hat aber eben versucht als Künstler im Sozialismus zu bestehen und sich zu entwickelt. Die Grenzen auszuloten und sich mit seiner künstlerischen Form durchzusetzen ist doch deutlich geworden, betrachtet man die Arbeiten aus dieser Zeit.
      Auch ich finde die Äußerungen Steimles insbesondere nach dem Ende der Sendung Steimles Welt mehr als bedenklich. Da wäre aus meiner Sicht deutliche Kritik angebracht.

      Herzliche Grüße,

      Alexandre Zimmermann

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